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Essen aus dem Müll geholt: Frauen wegen „Containerns“ verurteilt
Essen aus dem Müll geholt: Frauen wegen „Containerns“ verurteilt

Essen aus dem Müll geholt: Frauen wegen „Containerns“ verurteilt

Zwei junge Frauen sind heute wegen sogenanntem „Containern“ vom Amtsgericht Fürstenfeldbruck schuldig gesprochen worden, genauer wegen gemeinsam begangenem Diebstahl. Sie hatten laut Staatsanwaltschaft München II im vergangenen Juni aus dem Müllcontainer eines Lebensmittelmarktes in Olching weggeworfene Waren im Wert von rund 100 Euro geholt.

Die beiden Frauen erhielten eine Verwarnung und wurden zu einer Geldbuße verurteilt – allerdings unter Vorbehalt. Demnach müssen sie die jeweils 225 Euro nicht zahlen, wenn sie binnen der zweijährigen Bewährungszeit straffrei bleiben. Als Bewährungsauflage sollen beide acht Stunden bei der örtlichen Tafel helfen.

Aktion gegen Lebensmittelverschwendung

Die beiden Frauen hatten Lebensmittel, die sie noch für verwertbar halten, aus der Mülltonne eines Supermarktes mitgenommen. Die beiden Studentinnen wollten damit auf das Thema „Lebensmittelverschwendung“ hinweisen. Das Amtsgericht Fürstenfeldbruck sah in dieser Aktion jedoch einen gemeinsam begangenen Diebstahl. Die beiden Frauen hatten den abgesperrten Müllcontainer mit einem Vierkantschlüssel aufgebrochen.

„Containerinnen“ wollten Freispruch

Wenn die beiden Frauen im Vorfeld eine Geldstrafe von 1.200 Euro akzeptiert oder gemeinnützige Arbeit bei der Tafel in Fürstenfeldbruck geleistet hätten, wäre das Verfahren vermutlich eingestellt worden. Das wollten die beiden Studentinnen aber nicht. Sie wollen einen Freispruch.

Sie seien keine Diebinnen, und nachdem der Supermarkt die Waren bereits entsorgt hätte, sei ihm auch kein Schaden entstanden, als sie die Lebensmittel mitgenommen hätten – so ihre Argumentation.

Viel Aufmerksamkeit für Prozess

Der Prozess am Amtsgericht Fürstenfeldbruck fand unter großem Andrang statt. Viele Besucher bekamen keinen Platz mehr im Gerichtssaal. Vor dem Prozess hatten mehrere Dutzend Menschen demonstriert.

Containern – für Menschen in prekären Lebensverhältnissen Alltag

In Müllcontainern von Supermärkten liegen oft noch genießbare Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Danach zu suchen und Verwertbares mitzunehmen, wird als Containern, Mülltauchen oder Dumpstern bezeichnet. Für Menschen in prekären Lebensverhältnissen ist das vielfach zum Alltag geworden.

Containern als politische Botschaft

Andere betreiben das Containern aus einer kritischen Haltung zur Gesellschaft und sehen darin einen Protest gegen Kapitalismus und Wegwerfmentalität. Streng genommen ist das Mitnehmen von Lebensmitteln aus den Behältern der Supermärkte Diebstahl.

Deshalb gab es bereits mehrere Prozesse – wie nun gegen zwei Studentinnnen vor dem Amtsgericht Fürstenfeldbruck. Linke Gruppen und Parteien fordern Straffreiheit. In der Vergangenheit haben Gerichte Verfahren teils eingestellt oder Angeklagte freigesprochen. Wer Zäune übersteigt und das Gelände des Supermarkts betritt, kann auch wegen Hausfriedensbruchs belangt werden.

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